Eine neue Kohorte innovativer UniBE Venture Fellows
Das Gesundheitswesen ist eine wichtige Säule einer funktionierenden Gesellschaft. Deshalb sind innovative Ideen in diesem Bereich immer gefragt. Die aktuellen Empfänger der Venture Fellowship der Universität Bern und des Inselspitals haben sich zum Ziel gesetzt, innovative Lösungen für eine Vielzahl von Herausforderungen im Gesundheitswesen zu entwickeln. Unterstützt durch die Venture Fellowship bringen die Projekte innovative Lösungen an den Markt.
Das Venture Fellowship Programm an der Universität Bern wächst mit der vierten Kohorte. Erstmals begrüsst das Innovation Office der Universität Bern fünf neue Forschende, die in den kommenden Monaten ihre Fellowship antreten werden mit dem Ziel, Wissen und neue Technologien in Wirtschaft und Gesellschaft zu transferieren. Sie wurden aus 11 Bewerbungen ausgewählt, die im Dezember 2024 eingereicht wurden.
Hang Gander-Bui: Eine neue Behandlung für Pilzsepsis

Blutvergiftungen durch Pilzinfektionen fordern jährlich 500.000 Menschenleben, gleichzeitig sind Behandlungsmöglichkeiten begrenzt und Medikamentenresistenzen nehmen zu. Die Prävalenz invasiver Pilzinfektionen nimmt aufgrund einer alternden Bevölkerung und einer höheren Zahl immungeschwächter Patienten sogar noch zu, während neu auftretende Arzneimittelresistenzen die Wirksamkeit der verfügbaren antimykotischen Strategien einschränken. Hang Gander-Bui, Postdoktorandin am Institut für Gewebemedizin und Pathologie, geht dieses Problem mit einem neuen Ansatz an: Anstatt den Pilz direkt zu bekämpfen, greift ihre neuartige Behandlung in die Entzündungsreaktion ein, um die körpereigene Immunabwehr zu reaktivieren. In präklinischen Modellen hat diese Therapie das Überleben deutlich verbessert und bietet eine Rettungsleine, wo Antipilzmittel versagen. Dieses Projekt zielt darauf ab, das körpereigene Immunsystem zu nutzen, um den steigenden Bedarf an wirksamen, resistenzsicheren Lösungen für Pilzsepsis zu decken.
Hanspeter Hess: Bessere Ergebnisse bei Schulterverletzungen

Hanspeter Hess, Postdoktorand der Gruppe KI in der Orthopädie, will mit seinem Projekt Aikeso die orthopädische Versorgung mit dem ersten MRT-basierten Diagnose- und Planungssystem für Rotatorenmanschettenrupturen verändern. Rotatorenmanschettenrupturen gehören zu den häufigsten Schulterverletzungen und müssen häufig operativ repariert werden. Operationen an der Rotatorenmanschette haben jedoch eine hohe Misserfolgsquote, was zum Teil auf die begrenzten Erkenntnisse aus der Bildgebung zurückzuführen ist. Die KI-gestützte Software von Aikeso erstellt aus Standard-MRT-Scans präzise 3D-Schultermodelle und macht damit die strahlenbelastende CT-Bildgebung überflüssig. Die Software vereinfacht die Diagnose und die Behandlungsplanung und hilft den Chirurgen und Chirurginnen, fundiertere Entscheidungen zu treffen und die Fehlerquote zu senken. Die UniBE Venture Fellowship wird das Team dabei unterstützen, die Entwicklung abzuschliessen, die Regulationen zu navigieren und strategische Partnerschaften aufzubauen - um die Markteinführung zu beschleunigen und die Patientenversorgung weltweit zu verbessern.
Valentina Huwiler: Ein Kaugummi zur Gewichtsabnahme

Übergewicht und die damit zusammenhängenden Gesundheitsprobleme sind ein wachsendes globales Problem, von dem 56% der Menschen in Europa und 74% in den USA betroffen sind. Die wirtschaftliche Belastung beläuft sich allein in den USA auf jährlich 1,7 Billionen USD. Die Darm-Mikrobiota spielt eine wichtige Rolle bei der Gewichtskontrolle, und Untersuchungen zeigen, dass ein Verlust der mikrobiellen Vielfalt mit Übergewicht zusammenhängt. Valentina Huwiler, Post-Doc am Institut für Infektionskrankheiten, nutzte dieses Wissen, um FaibaGum zu entwickeln, einen neuartigen, mit Ballaststoffen angereicherten Kaugummi. FaibaGum geht das Problem an, indem es die Gewichtsabnahme durch die Wiederherstellung der Darmgesundheit fördert. Der Kaugummi zielt darauf ab, das Naschen zu reduzieren, die orale Gesundheit zu unterstützen und zu achtsamem Essen anzuregen.
Samuel Knobel: Ein Ei zur Verbesserung der Feinmotorik

Stellen Sie sich vor, Sie haben Mühe, die Wohnungstür abzuschliessen, auf Ihrer Tastatur zu tippen oder Gemüse zu schneiden – alltägliche Aufgaben, die für rund 300'000 Menschen in der Schweiz aufgrund von neurologischen Erkrankungen, Alterung oder Verletzungen, die die Feinmotorik beeinträchtigen, eine Herausforderung darstellen. Samuel Knobel, Forscher am ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, hat sich zum Ziel gesetzt, dies durch die Entwicklung einer innovativen Rehabilitationslösung zu ändern, die fortschrittliche Sensoren und intelligente Software für ein personalisiertes, rückmeldungsgesteuertes Training kombiniert. DextEgg ist ein tragbares, eiförmiges Gerät, das sowohl für den klinischen als auch für den Heimgebrauch konzipiert ist. Es passt sich nicht nur den Fortschritten jedes Patienten und jeder Patientin an, sondern ermöglicht es dem medizinischen Fachpersonal auch, die Ergebnisse zu überwachen und die Behandlungen zu optimieren.
Amith Kamath: Revolutionierung der Strahlentherapie

Fast 50 % aller Krebspatienten unterziehen sich während ihrer Behandlung einer Form der Strahlentherapie. ContourAid will die Strahlentherapie revolutionieren, indem es den Behandlungsplanungsprozess mithilfe von KI vereinfacht. Derzeit sind die Konturierung, bei der Radioonkologen und Radioonkologinnen manuell Konturen um Tumore und gesunde Strukturen zeichnen, und die auf diesen Konturen basierende Behandlungsplanung langsam und repetitiv, was die Behandlung verzögert und die Arbeitsbelastung der Kliniker und Klinikerinnen erhöht. Amith Kamath, Doktorand am ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, versucht, dieses Problem zu lösen, indem er die automatische Konturierung und deren Qualitätssicherung mit einer Echtzeit-Dosisvorhersage kombiniert - eine einzigartige Plattform, die die Planung um das Zehnfache beschleunigen und gleichzeitig die Sicherheit und Genauigkeit der Behandlung verbessern soll. Angesichts von jährlich 19 Millionen neuen Krebsfällen und einem wachsenden Markt für Strahlentherapie, besteht dringender Bedarf an schnelleren und effizienteren Lösungen.
Venture Fellowship
Das Venture Fellowship Programm der Universität Bern
Das Venture Fellowship Programm der Universität Bern ermöglicht jährlich Jungforscherinnen und Jungforschern während eines Jahres ihre translationale Forschung weiterzuführen, um die technische Machbarkeit (Proof-of-Concept) ihrer Projekte zu prüfen und die Vermarktung entsprechend vorzubereiten. Das Innovation Office der Universität Bern unterstützt sie dabei mit Beratung, Mentoring und Vernetzung, in Kooperation mit be-advanced – der Startup-Coaching Plattform des Kantons Bern. Die mit je 100'000 Franken dotierten Fellowships werden gemeinschaftlich finanziert durch die Universität Bern, das ARTORG Center for Biomedical Engineering Research und das Inselspital. Ferner unterstützt das Institut für Geistiges Eigentum (IGE) das Programm mit begleiteten Patentrecherchen und Patentumfeldanalysen. Der nächste Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen wird im September 2025 veröffentlicht.