Chemie und Biochemie
Freiestrasse 3
Das an Stelle des alten Chemischen Instituts von 1891-93 von Architekt Rolf A. Berger 1969-1974 erbaute neue Chemische Institut ist aufgrund seines Massstabs ein besonders präsentes, und aufgrund dessen nicht unumstrittenes Objekt an zentralster Stelle im Länggassquartier. Obwohl man auf den ersten Blick auf einen nüchternen Zweckbau tippen würde, ist dem Gebäude der Anspruch des Faches, eine der Leitwissenschaften des 20. Jahrhunderts zu sein, deutlich anzumerken. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich es sich als geräumig konzipierte Struktur, die in vielerlei Hinsicht einen Besuch lohnt.
Das Gebäude ist als Teil des Muesmattfeldes von den Vorschriften des Bauklassenplans ausgenommen und setzt schon nur aufgrund seiner Abmessungen einen der wichtigen räumlichen Akzente im ganzen Länggassquartier. Das Haus besteht aus zwei versetzten Gebäudeflügeln, die über ein voll verglastes Treppenhaus verbunden und erschlossen sind. Der architektonische Ausdruck des im Kern aus einem Stahl- und Betonskelett bestehenden Gebäudes beruht auf den schmalseitigen Sichtbetonwänden, Natursteinverkleidungen und den Metall/Glasfüllungen der Büro- und Laborräume. Diese Bauart war bis zur Ölkrise weit verbreitet; die bauliche Hinterlassenschaft dieser Periode muss heute freilich durchwegs mit neuen, wärmegedämmten Fassaden nachgerüstet werden. Diese Massnahme wird auch hier den Ausdruck des Gebäudes verändern.
Ein typisches Universitätsgebäude ist das Chemische Institut insofern, als die Podeste und Treppenläufe der sich um ein weites Auge empor windenden Treppe mit einem hellen Terrazzo, also einem äusserst kostbaren Material ausgeführt sind. Nebst der Repräsentation erfüllt dieses Treppenhaus mannigfache Raumbedürfnisse, indem es Ruheplätze, Liftzugänge und Verbindungsplattformen zwischen den beiden Gebäudeflügeln aufnimmt. Dank dem Treppenauge besitzt das Haus einen über alle Geschosse reichenden, gemeinsamen Raum - eine verblüffend einfache, für die Atmosphäre und den räumlichen Zusammenhalt des Gebäudes entscheidende architektonische Idee. Ansonsten lässt sich am Gebäude mit den internen Stahl-Glaswänden, PVC-Böden und furniertem Holz eine praktische und freundliche Ausstattung beobachten, die in erstaunlich gutem Zustand in die Jahre gekommen ist. Dach und Bibliothek im Dachgeschoss sind 1998/99 von Gody Hofmann, Bern, saniert worden.