Pathologisches Institut
Murtenstrasse 31
Die 1992 fertig gestellten Neubauten des Pathologischen Instituts ersetzen einen Vorgängerbau, der 1885 im Rahmen der ersten Bauetappe auf dem Inselareal entstanden war und 1999 für das INO abgerissen wurde.
Sie wurden vom Büro Itten + Brechbühl realisiert, also dem späten Nachfolger des einst von Otto Rudolf Salvisberg gegründeten Architekturbüros, aus dem die Universität im Lauf der Jahre u. a. 1931 die Institutsneubauten und 1954 die Zahnmedizinischen Kliniken erhalten hatte. Die neue Pathologie setzt sich aus einem Laborgebäude an der Murtenstrasse sowie dem Hörsaaltrakt zusammen, dem hier besondere Aufmerksamkeit gewidmet sei. Das Haus lässt sich als postmodern-verspielte Interpretation des Schiffsthemas verstehen, das in der klassischen Moderne (d. h. der Zwischenkriegszeit) eines der gängigsten Motive war. Somit bietet der Hörsaaltrakt eine beachtenswerte Reaktion auf die schwierige Topographie und die im Inselareal eingeklemmte Situation einerseits, findet aber auch eine treffende Metapher für die Reise, auf welche sich die HörerInnen anlässlich ihrer Vorlesungen begeben.
Das Herzstück des Gebäudes ist zweifellos der historische Autopsie-Hörsaal, welcher aus dem alten Institutsgebäude hierher verlegt wurde. Die ursprünglichen Holzränge, die in vielem an das Auditorium im alten Anatomiehörsaal erinnern, waren, wohl in den 1950er Jahren, mit ca. 70 Carl Zeiss Jena Deltrintem 8X30 Ferngläsern nachgerüstet worden. Zusammen mit der in hellen Materialien ausgeführten rahmenden Architektur aus Stahl, Glas, Beton, Glasbausteinen etc. ist eine architektonische Sehenswürdigkeit entstanden, die mit Eindringlichkeit das Ausgestelltsein des Autopsierten und das kalte Eindringen des wissenschaftlichen Blicks in den "Fall" verbildlicht, der im Brennpunkt des Auditoriums wie auch der Ferngläser gelandet ist. Das Objekt beweist, dass die Strategie einer intelligenten Weiterentwicklung des Bestehenden zuweilen die bessere Alternative als das stilrein Alte oder Neue sein kann.