Porträt Geschichte

Geschichte und Architektur

Zahnmedizinische Kliniken

Freiburgstrasse 7 

Die Paradigmen der Moderne haben sich unter dem Eindruck des 2. Weltkriegs grundsätzlich verändert. Während Architekt Otto Brechbühl für die Fassade der zahnmedizinischen Klinik seinen verstorbenen Patron Otto Rudolf Salvisberg zitierte, ist hinter dem Neubau aus den 1950er Jahren nicht in erster Linie die Abwesenheit des grossen Meisters, sondern eine gänzlich neue Haltung zur Architektur zu beobachten.

Haupteingang und Treppe

Wenn dieses Gebäude, 1953-54 errichtet und 1996 durch das Büro Kiener Architekten aufgestockt, an- und umgebaut, seine Qualitäten nur mit äusserster Zurückhaltung zur Schau trägt und eher unauffällige Tugenden wie eine saubere Konstruktionsweise pflegt, so ordnet es sich fugenlos in die Architektur seiner Zeit ein: Das Mittel, einer von sich aus anonymen Struktur Identität und Monumentalität zu verleihen, ist Kunst am Bau. Den Haupteingang markiert eine monumentale Plastik von Gustave Piguet - Ainas, ägyptische Gottheit der Heilkunde, im Kampf mit einer Schlange.
Von besonderer, wenn auch karger Eleganz sind die Erschliessungsbereiche. Hinter einer halbtransparenten Glasbausteinfassade folgt dem Haupteingang ein Treppenhaus, in welchem die schwarzen Terrazzostufen mit einem graphisch und zart wirkenden Stahlgeländer auf bemerkenswerte Weise zusammenspielen.

Seiteneingang und Treppe

Einen geradezu barock-theatralischen Höhepunkt hat sich Brechbühl ausgerechnet für den Seiteneingang ausgedacht: eine barock geschwungene Freitreppe zum Foyer. Hier hat nicht nur Viktor Surbek 1957 sein grossflächiges Wandgemälde "Südliche Landschaft" realisiert; vor allem nimmt die sich spiralig empor windende Treppe, deren Stufen und Wangen gänzlich aus einem sehr dunklen Terrazzo und Messingeinlagen verfertigt sind, alle Aufmerksamkeit in Anspruch - sie ist eher eine hochstehende Plastik als ein Mittel, die oberen Geschosse zu erklimmen. 

Zusammen mit Jakob Itten hat Otto Brechbühl später Bauten wie das nahe Bettenhochhaus des Inselspitals errichtet. Auch neuere Universitätsbauten wie das Pathologische Institut stammen aus dem traditionsreichen Büro, welches mit Otto Rudolf Salvisberg eine Gründerfigur von internationalem Rang hat.

Literatur:

Berhard Furrer, Aufbruch in die Fünfziger Jahre. Die Architektur der Kriegs- und Nachkriegszeit im Kanton Bern 1939-1960, Bern (Stämpfli) 1995