Abstracts und Kurzbiografien

Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla, Interdisziplinäre Kreativitätsforschung, Universität Heidelberg

Vortragstitel: Grundlagen der Kreativität und ihre praktischen Anwendungen

Abstract

Ausgehend von mythologischen religiösen und kulturwissenschaftlichen Vorstellungen  sowie psychologischen Konzepten und neurowissenschaftlichen Befunden zur Kreativität werden fünf Grundbedingungen der Erschaffung des neuer und brauchbarer Formen beschrieben: Begabungen und Talente (1), Wissen und Können (2), Motivation und Disziplin (3), Flexibilität und Resilienz (4) sowie fördernde und fordernde Umgebungsbedingungen (5).

Diese Grundbedingungen entfalten sich in der alltäglichen Lebens- und Arbeitsgestaltung, in Wissenschaft, Literatur, Musik, bildender und darstellender Kunst auf jeweils besondere Weise. Auch in den verschiedenen Phasen des kreativen Prozesses - Vorbereitung, Inkubation, Illumination, Realisierung, Verifikation - spielen die genannten Grundlagen eine unterschiedliche Rolle.

Anhand von „Klassikern“ wie Mozart, Goethe und Picasso sowie Einstein, Marie Curie und Bill Gates wird das Zusammenspiel der „Big Five“ verdeutlicht. Dabei finden sich auch die Unterschiede je nach Domäne Beachtung. Die Betrachtung der schöpferischen Prozesse von Pop-Ikonen wie Madonna, Mick Jagger und Taylor Swift, Jim Morrison und Amy Winehouse vertieft das Verständnis außergewöhnlicher schöpferischer Prozesse, ihr Gelingen aber auch ihr Scheitern.

Aus dem Beschriebenen ergeben sich Konsequenzen für die Förderung sowohl der alltäglichen als auch der außergewöhnlichen Kreativität.

CV

Rainer Matthias Holm-Hadulla, Professor Dr. med., hat sich nach seinem Studium der Medizin und Philosophie und während seiner klinischen Tätigkeit als Psychiater, Psychotherapeut und Psychoanalytiker schon zu Beginn seiner akademischen Laufbahn mit dem Phänomen „Kreativität“ auseinandergesetzt. Seine interdisziplinäre Kreativitäts-Forschung führte zu mehrfachen Berufungen in Centers of Excellence for Advanced Studies und Gastprofessuren in Süd- und Nordamerika sowie in China. Seine wichtigsten Bücher zum Thema: „Die kreative Bewältigung von Verzweiflung, Hass und Gewalt“ (2023); „Integrative Psychotherapie – ein schulenübergreifendes Modell anhand von exemplarischen Geschichten aus der Praxis“ (2. Aufl. 2021); „Leidenschaft – Goethes Weg zur Kreativität“ (3. Aufl. 2019); „Kreativität – Konzept und Lebensstil“ (3. Aufl. 2010); „Kreativität zwischen Schöpfung und Zerstörung“ (2009).

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Prof. Dr. Julia Langkau, Philosophie, Université de Genève

Vortragstitel: Was ist Kreativität?

Abstract

In diesem Vortrag wird argumentiert, dass wir zwei Begriffe von Kreativität unterscheiden sollten. Produkt-Kreativität bezieht sich auf originelle und wertvolle Produkte wie Kunstwerke oder wissenschaftliche Entdeckungen. Prozess-Kreativität hingegen beschreibt einen künstlerischen, wissenschaftlichen oder handwerklichen Prozess, der zu einem neuen und wertvollen Produkt führen kann, dies aber nicht notwendigerweise tut. Diese Unterscheidung hilft uns, einerseits zu verstehen, warum Kreativität eine wesentliche menschliche Fähigkeit ist, die gefördert und gelehrt werden sollte. Andererseits ermöglicht sie uns, anzuerkennen, dass auch künstliche Intelligenz kreativ sein kann, nämlich insofern sie originelle und wertvolle Produkte hervorbringt.

CV

Julia Langkau ist Philosophin und Assistenzprofessorin an der Universität Genf. Sie hat Philosophie, Linguistik und Psychologie an der Universität Zürich studiert und an der University of St Andrews (Schottland) promoviert. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie des Geistes und der Ästhetik sowie in Philosophischer Methodologie. Derzeit beschäftigt sie sich besonders mit den Themen Kreativität und Imagination. Sie leitet das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte PRIMA-Projekt „Creativity, Imagination and Tradition“ (2022–2027).

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Prof. Dr. Tobias Haertel, Didaktik, TU Dortmund

Vortragstitel: Kreativität in der Hochschullehre: Lernen, Lehren, Prüfen

Abstract

Text

CV

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Prof. Dr. Mathias Benedek, Psychologie, Universität Graz

Vortragstitel: Neurokognitive Prozesse beim kreativen Denken

Abstract

Kreative Ideen verändern unsere Welt, von kleinen Verbesserungen im Alltag bis hin zu bedeutenden Beiträgen in Kunst und Wissenschaft. Aber welche (neuro-)kognitiven Mechanismen liegen kreativen Ideen zugrunde? Dieser Vortrag gibt erst einen kurzen Überblick darüber wie Kreativität bzw. kreatives Denken aus psychologischer Perspektive definiert und untersucht wird. Dann werden aktuelle Befunde aus der kognitiven und neurowissenschaftlichen Forschung vorgestellt, wobei u.a. folgende Fragen behandelt werden: Wie unterstützen semantisches und episodisches Gedächtnis kreative Ideen? Basieren kreative Ideen auf Spontaneität oder kognitiver Kontrolle? Welche Rolle spielt der Aufmerksamkeitsfokus beim kreativen Denken?

CV

Mathias Benedek studierte an der Karl-Franzens-Universität Graz Psychologie und promovierte 2009 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und habilitierte sich 2015 in Graz. Aktuell ist er Assoziierter Professor und Leiter des Creative Cognition Lab am Institut für Psychologie der KFU Graz. Seine Forschung beschäftigt sich vorrangig mit den kognitiven und neurowissenschaftlichen Grundlagen des kreativen Denkens, Fragen der Kreativitätserfassung, sowie mit interindividuellen Unterschieden in Kreativität, Intelligenz, und Persönlichkeit. Er veröffentlichte in diesem Bereich über 160 Publikationen, und seine Arbeit wurde unter anderem mit dem Berlyne Award der American Psychological Association und dem William Stern Award der Deutschen Gesellschaft für Psychologie ausgezeichnet.

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Prof. Dr. Stephanie Catani, Neuere deutsche Literaturgeschichte, Universität Würzburg

Vortragstitel: Kreativ mit Künstlicher Intelligenz. Zur Geschichte und Gegenwart generativer Kunst und Literatur

Abstract

Die erstaunliche Entwicklung generativer KI-Modelle in den letzten Jahren hat die Kunstwelt und den Literaturbetrieb unmittelbar beeinflusst. KI-generierte Bilder, Installationen und Texte sind heute fester Bestandteil der kulturellen Landschaft und fordern unsere traditionellen Vorstellungen von Kreativität heraus. Der Vortrag zeichnet die Geschichte generativer Künstlicher Intelligenz nach und wirft einen Blick auf konkrete Beispiele aus der Kunst und Literatur der Gegenwart. Dabei wird nachvollzogen, wie generative KI, im Besonderen textgenerierende Modelle, künstlerische Produktions- wie Rezeptionsprozesse verändern und Fragen nach Autorschaft, Originalität und Verantwortung neu stellen.

CV

Stephanie Catani ist seit 2021 Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzburg, von 2018-2021 leitete sie den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienwissenschaft an der Universität des Saarlandes. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die Literatur, Kultur und die Medien der Gegenwart. Ein besonderes Interesse gilt intermedialen Ansätzen (Film – Fotografie – Literatur), so leitet sie seit 2024 ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Forschungsprojekt zur „Fotolyrik“ (DFG-Projekt 2024-2027). Zudem forscht sie intensiv zu den Veränderungen der Literatur und des Literaturbetriebs im Zeichen Künstlicher Intelligenz, jüngere Veröffentlichungen sind hier das von ihr herausgegebene Handbuch „Künstliche Intelligenz und die Künste“ (De Gruyter 2024) sowie der von ihr mitherausgegebene Themenband „Generative Literatur. Produktion und Rezeption im Zeichen des Codes“ (Textpraxis, Sonderausgabe 8, 2024).

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PD Dr. Julia Burbulla, Kunstgeschichte, Universität Bern

Vortragstitel: Förderung der Teamkreativität durch Design – Inputs aus Theorie und Praxis

Abstract

Kreativität gilt als ein entscheidender Erfolgsfaktor in der wissenschaftlichen Arbeit. Doch was bedeutet es konkret, als Forschungsteam „kreativ“ zu sein? Welche Aspekte sind dabei zu beachten? Wie unterscheidet sich Kreativität in der Wissenschaft von der in Industrie und Wirtschaft? Welche Umweltfaktoren beeinflussen unsere Kreativität? Welche unterstützenden Techniken stehen zur Verfügung? Und welche Rolle spielen außerberufliche Tätigkeiten? Der Vortrag gibt einen anwendungsorientierten Einblick in die aktuelle Forschung und vermittelt praxisnahe Tipps für ein kreativitätsförderndes Arbeiten.

CV

Julia Burbulla lehrt Architektur- und Designwissenschaft an der Universität Bern. Ihr Forschungsinteresse liegt insbesondere auf den interdisziplinären Transfers zwischen Architektur, Design und Wirtschaft seit 1800 sowie auf der Design- und Architekturgeschichte.

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PD Dr. André Klostermann, LEAD und Sportwissenschaft und Dr. Christina Heemskerk, LEAD, Universität Bern

Vortragstitel: Kreative Denkräume: Strategien zur Förderung von Problemlösekompetenzen in der Hochschullehre

Abstract

In der kompetenzorientierten Hochschullehre ist die Entwicklung von Problemlösungskompetenz unerlässlich. Unsere Studierenden sollen befähigt werden, komplexe, gesellschaftlich relevante Phänomene zu dekonstruieren, um effizient funktionale Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Kreativität ist eine tragende Säule dieses Kompetenzprofils und kann durch moderne Lehr- und Lernansätze gefördert werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem Ansatz des „Challenge-based Learning”, das durch innovative Lernraumgestaltung unterstützt werden soll.

CV PD Dr. André Klostermann

Nach seiner Promotion in Sportwissenschaft hat André Klostermann 2018 seine Habilitation an der Fakultät für Humanwissenschaften abgeschlossen. Derzeit ist er als Dozent am Institut für Sportwissenschaft und in der Abteilung LEAD angestellt. Seine Aufgaben umfassen die Weiterbildung sowie die Bildungsentwicklung, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der digitalen Transformation liegt.

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CV Dr. Christina Heemskerk

Chris Heemskerk promovierte 2020 im Fach Erziehungswissenschaft an der Universität Oxford. Aktuell arbeitet sie in der Abteilung LEAD, wo sie gemeinsam mit dem iLUB-Team und dem Innovation Office innovative Lernräume und -szenarien entwickelt.

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Dr. Stephan Zahno, Sportwissenschaft, Universität Bern

Vortragstitel: Von Fosbury Flop zu Cruyff Turn: Was steckt hinter kreativen Leistungen im Sport?

Abstract

Im Sport stellen sich Menschen herausfordernden Aufgaben. Exzellente Sportlerinnen und Sportler begeistern ihr Publikum mit hochfunktionalen und teilweise unkonventionellen Aufgabenlösungen, die über Standardlösungen hinausgehen. Was ermöglicht solch kreative Leistungen? Besitzen diese Athletinnen und Athleten eine ausgeprägte Fähigkeit zur Generierung divergenter Ideen? Oder führt ein erweitertes Repertoire sensomotorischer Fertigkeiten schlicht zu einer höheren Wahrscheinlichkeit für Lösungen, die sowohl funktional als auch aussergewöhnlich sind und von Zuschauenden daher als kreativ wahrgenommen werden? In diesem Vortrag werden dispositionale und relationale Erklärungsansätze gegenübergestellt und aktuelle empirische Befunde zur Kreativität im Sport präsentiert.

CV

Stephan Zahno ist Postdoc am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern und forscht zu Fragen der Bewegungskontrolle und des Bewegungslernens im Sport. In seiner Dissertation zum Thema Kreativität im Sport hat er eine theoretische Neuausrichtung entwickelt, die sowohl wissenschaftlich ausgezeichnet wurde (u.a. mit dem Nachwuchspreis der Europäischen Gesellschaft für Sportpsychologie) als auch die Grundlage für aktuelle Trainingskonzepte in der Sportpraxis bildet (u.a. beim Schweizerischen Fussballverband).

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