Nutrigenetik: Auf dem Weg zur personalisierten Ernährung?
Mittwoch, 01.06.2016, 18:15 Uhr
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Veranstaltende: | Collegium generale |
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Redner, Rednerin: | Prof. Dr. Hannelore Daniel, Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie, Technische Universität München |
Datum: | 01.06.2016 |
Uhrzeit: | 18:15 - 19:45 Uhr |
Ort: |
Auditorium maximum, Raum 110 Hauptgebäude Hochschulstrasse 4 3012 Bern |
Merkmale: |
Öffentlich kostenlos |
Zusammenfassung des Referats
Auf der Grundlage der Sequenzierung des menschlichen Genoms erschließt sich in den Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften unter dem Begriff „Nutrigenomics“ die „genomische Ära“ des Wechselspiels von Genom und Ernährungsumwelt. Nutrigenomics versucht die Definition jener molekularen Prozesse, über die Ernährungsfaktoren und Lebensstil die Gen- und Proteinfunktionen und in der Folge das Stoffwechselgeschehen auf der Basis des „genetischen make-up“ eines Individuums bestimmen. Neben der Identifizierung der genetischen Varianz und den Suszeptibilitätsgenen für ernährungsmitbedingte Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes Typ II und kardiovaskuläre Erkrankungen nutzt man vor allem die Profilierungstechniken der modernen Biowissenschaften und Systembiologie zur umfassenden Beschreibung der Wechselwirkungen von Genom und Ernährungsumwelt. Parallel zu diesen Entwicklungen in den Lebenswissenschaften haben sich in der IT-Branche neue Möglichkeiten ergeben, vitale Körperfunktionen, aber auch Informationen zum Ernährungs- und Eßverhalten und das Bewegungsprofil mit spezifischen Werkzeugen und Instrumenten individuell zu erfassen und elektronisch zu dokumentieren. Dazu zählen Geräte zur Abschätzung der Energiezufuhr, die verausgabte Energie (Grund- und Leistungsumsatz) aber auch die Erfassung von Blutzucker, Blutdruck und andere vaskulärer Parameter. Noch in Entwicklung befinden sich Sensoren (lab on the chip) für die Erfassung von Metaboliten in Blut und Urin, die den Stoffwechselzustand besser erfassen. Kommerzielle Angebote zur Genotypisierung mit individualisierter Ernährungsempfehlung werden zunehmend auch in Deutschland verfügbar. Sie sind in ihrer wissenschaftlichen Basis jedoch nach wie vor kritisch zu bewerten. Im Internet finden sich dazu diverse Foren, in denen sich u.a. genotypisierte Personen zu wissenschaftlichen Interventionsstudien finden. Im cloud-computing werden darüber hinaus öffentliche Datenbanken zur umfassenden Analyse des Gesundheitszustandes oder der Krankheitsentwicklung von Individuen zugänglich, die in wissenschaftlichen Konsortien verfolgt und analysiert werden. Im Zukunftszenario lassen sich daraus im e-health Sektor diverse neue und individualisierte Dienstleistungsangebote für die gesundheitsfördernde Lebensführung (Ernährung und Bewegung) vorstellen, die sicherlich nicht nur von „early adoptern“ nachgefragt werden.