Ringvorlesung des Collegium generale: Licht und Dunkel

«Denn die einen sind im Dunkeln und die andern sind im Licht…» – Globalhistorische Perspektiven auf Beleuchtung, Lichtmangel und Lichtverschmutzung

Mittwoch, 26.02.2025, 18:15 Uhr

Bild von Ute Hasenöhrl

 

Veranstaltende: Collegium generale
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Ute Hasenöhrl, Geschichtswissenschaften, Universität Innsbruck
Datum: 26.02.2025
Uhrzeit: 18:15 - 19:45 Uhr
Ort: Auditorium maximum, Raum 110
Hauptgebäude
Hochschulstrasse 4
3012 Bern
Anmeldung: Keine Anmeldung erforderlich
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Abstract

Die Etablierung neuer Beleuchtungssysteme seit den 1820er Jahren zog einen profunden Wandel der Arbeits- und Lebensweise nach sich – von der Ausdehnung der Arbeitszeiten auf die dunklen Stunden des Tages bis zur Entstehung einer neuen nächtlichen Vergnügungskultur. Diese „Nokturnalisierung“ (Koslofsky) war ein langwieriger, ambivalenter und hochgradig ungleicher Prozess. Während das künstliche Licht heute in der westlichen Welt aber fast ubiquitär ist – und übermäßige Lichtfülle als Lichtverschmutzung thematisiert wird – ist die Situation im Globalen Süden weiterhin oft von Energiearmut und Lichtmangel geprägt. Der Vortrag lotet die globale Dimension von Beleuchtung aus einer historischen Perspektive aus und wirft dabei mannigfache Schlaglichter auf die „Schattenseiten“ des künstlichen Lichts in der Moderne.

Ein Schwerpunkt liegt auf der Kolonialgeschichte der Beleuchtung in den 1890er bis 1940er Jahren. Kolonialstädte wie Bombay oder Accra waren soziotechnische Kristallisationspunkte, Orte der Begegnung, des Austauschs und des Konflikts – und die Beleuchtung eine der Arenen, in denen die Lebenswirklichkeiten der kolonialen Gesellschaften aufeinanderprallten und ihre jeweiligen Interessen ausgehandelt wurde. Das künstliche Licht oszillierte zwischen “Tool of Empire” und Alltagstechnologie, es war Machtinstrument und Aneignungsobjekt zugleich. Die Handlungs- und Gestaltungsmacht der Akteure befand sich dabei in einem steten Aushandlungsprozess. Als das hybride Ergebnis von (Stadt-)Planung, kapitalistischer Marktwirtschaft, technischen Möglichkeiten, gesellschaftlichen Werten und Traditionen, individuellen Präferenzen sowie der Kontingenz des Moments unterlag gerade die öffentliche Beleuchtung einer ständigen (Neu-)Verhandlung, deren Um- und Durchsetzung, Erfolg oder Scheitern von einem komplexen Mit-, Gegen- und Nebeneinander der Akteure und Motive bestimmt war.

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