Globale Handelsfragen im Fokus – das World Trade Institute als Wegweiser

In einer sich ständig verändernden Weltwirtschaft stehen globale Handelsfragen mehr denn je im Mittelpunkt der internationalen Debatte. In diesem Zusammenhang hat sich das World Trade Institute (WTI) als ein wegweisender Akteur etabliert. Das international bekannte Institut an der Universität Bern beleuchtet die komplexen Herausforderungen des internationalen Handels, engagiert sich in der Forschung und bietet exzellente Weiterbildung an.

Beitrag: Neslihan Steiner, 2023

Sie beeinflusst, wie Produkte aus der ganzen Welt in unseren Läden landen und wie sich dies auf unsere Wirtschaft, Umwelt und Lebensweise auswirkt: die globale Handelspolitik. Hier treffen Recht, Wirtschaft und Politik aufeinander und definieren den Rahmen für den Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Was komplex klingt, hat ganz konkrete Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Wir spüren dies beispielsweise durch Preisschwankungen oder die Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen oder auch, was Jobmöglichkeiten und langfristige Umweltauswirkungen betrifft. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben globale Handelsherausforderungen verschärft, was sich in den aktuellen Schlagzeilen zum Getreidepreis oder Liefer- und Versorgungsengpässen widerspiegelt.

Christina Cuonz, Direktorin ZUW

Globale Handelsfragen mit weitreichenden Konsequenzen

Stellen Sie sich vor, Sie kaufen ein Paar Turnschuhe. Hinter diesem scheinbar einfachen Akt verbirgt sich eine Welt von Abkommen, Zöllen, Ursprungsregeln, Produkterichtlinien, Patenten und globalen Lieferketten. Die Turnschuhe werden möglicherweise in einem Land hergestellt, in dem die Arbeitskosten niedrig sind, bevor sie über weite Distanzen transportiert werden, wobei je nach Destination unterschiedliche Zölle anfallen und verschiedenste Vorschriften gelten. Auf dem Weg zum Konsum wurden Rohstoffe aus verschiedenen Teilen der Welt verwendet, und die Verbindung von Technologie und Design ist das Ergebnis eines komplexen Prozesses.

Wie kann also sichergestellt werden, dass Handel fair ist und die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt? Hier kommen die Disziplinen Recht, Wirtschaft und Politikwissenschaft ins Spiel. Genau in diesem Schnittstellenbereich liegt die Expertise des World Trade Institute: Als ein Kompetenzzentrum der Universität Bern untersucht das WTI die Zusammenhänge zwischen diesen drei Bereichen und verknüpft sie miteinander. Das WTI ist international bekannt für die interdisziplinäre Lehre und Forschung im Bereich der internationalen Handelsregulierung und Investitionspolitik. Hier kommen Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammen, um globale Handels- und Investitionsfragen wissenschaftlich zu beantworten und politische Empfehlungen zu entwickeln. Die verschiedenen Forschungsbereiche umfassen handelsrelevante Themen wie Migration, Umwelt- und Klimawandel, Investitionen, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, Energie, Rohstoffe, Entwicklung und Demokratie.

In der Welt des Handels verschwimmen die Trennlinien zwischen wissenschaftlichen Disziplinen und gehen ineinander über: Jurist:innen gestalten die Rechtsgrundsätze und Verträge, die den Handel regeln. Ökonominnen und Ökonomen analysieren die wirtschaftlichen Auswirkungen von Handelsentscheidungen, und die Politikwissenschaft erklärt, wie die politischen Spielregeln international und national funktionieren. Der internationale Handel wird zunehmend anspruchsvoller: Lieferketten werden komplexer, während sich die Ein- und Ausfuhrbedingungen von Waren häufig ändern und Fragen im Zusammenhang mit dem Aussenhandel oft herausfordernd sind. Für Berufstätige in diesen Feldern ist ein ganzheitliches Verständnis von grosser Bedeutung, weshalb sie sich für eine Weiterbildung oder Spezialisierung entscheiden, um sich Wissen über angrenzende Gebiete anzueignen.

Welthandel

Weiterbildungen des WTI

Das WTI bietet diverse Weiterbildungskurse und -programme an, um das Wissen über internationale Wirtschaftspolitik, Handel und Investitionen zu fördern und zu vertiefen. Sei es der renommierte Master of International Law and Economics (MILE), der seit 1999 angeboten wird,der Master TRAIL+ in internationalem Handels- und Investitionsrecht (LL.M.), ein ausgewähltes  Diplom (DAS) oder Zertifikat (CAS) zu internationalem Recht und Wirtschaft oder einwöchige Kurse im Rahmen der Winter und Summer Academy: Am WTI diskutieren Weiterbildungsteilnehmende über die zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen der internationalen Handelsregulierung, die Auswirkungen der globalen Wirtschaftsentwicklung, Handelskonflikte und neue Technologien. Dieses neugewonnene Know-how können sie in einem komplexen und spannenden Berufsfeld umzusetzen, sowohl im öffentlichen als auch im  privaten Sektor.

Das MILE-Programm hat mir das Wissen vermittelt, das ich benötige, um für ein Privatunternehmen einen reibungslosen Ablauf der Zollformalitäten und -prozesse zu gewährleisten, ohne die Leistungen der Lieferketten zu beeinträchtigen.

Erfahrungen einer MILE-Alumna

Die WTI-Alumna Marianna Henud Chiusolo, (MILE-Absolventin 2020), arbeitet als Customs Operations Lead beim Schuhhersteller On Running. Mit dem am WTI erlernten Wissen hat sie sich zur Spezialistin für Zollfragen weiterentwickelt und beaufsichtigt unterschiedliche globale operative Prozesse und Abläufe innerhalb von On. Ihr Beispiel zeigt, dass eine Ausbildung am WTI auch in der Privatwirtschaft hochgeschätzt wird: «Man kann hinsichtlich Handelsfragen auch in einem privaten Unternehmen etwas bewirken», so die Alumna. «Schliesslich entspricht unser Ziel dem Auftrag der WTO, 'einen reibungslosen, freien und vorhersehbaren Handel zu ermöglichen'. In meiner derzeitigen Funktion geht es darum, reibungslose Handelsströme und -prozesse  für On zu ermöglichen. Ausserdem sehe ich aus erster Hand die Auswirkungen von Handelsmassnahmen auf Wertschöpfungsketten und kann dem Unternehmen helfen, Prozesse zu optimieren. Das MILE-Programm hat mir das Wissen vermittelt, das ich benötige, um für ein Privatunternehmen einen reibungslosen Ablauf der Zollformalitäten und -prozesse zu gewährleisten, ohne die Leistungen der Lieferketten zu beeinträchtigen.»

Multikulturell und interdisziplinär

23 Teilnehmende aus 19 Nationen: Dieses multikulturelle Umfeld ist anregend und erweitert Horizonte, da Studierende und Dozierende ihre Perspektiven und Erfahrungen miteinbringen.

Multikulturell und interdisziplinär

Die Zielgruppe für das Weiterbildungsangebot ist breit und international: Ein Hochschulabschluss in den Bereichen Recht, Wirtschaft, Finanzen, Handel, internationale Beziehungen, Politikwissenschaften oder einschlägige Berufserfahrung ermöglichen die Aufnahme in die WTI-Weiterbildungsprogramme. Angesichts der internationalen Orientierung und einer globalen Nachfrage werden die Programme auf Englisch angeboten. «Kürzlich hatten wir in einem Weiterbildungsprogramm 23 Teilnehmende aus 19 Nationen. Dieses multikulturelle Umfeld ist nicht nur anregend, sondern erweitert auch Horizonte, da Studierende und Dozierende ihre Perspektiven und Erfahrungen miteinbringen», so Mario Sgarrella, Kommunikationsbeauftragter beim WTI.

WTI Winter Academy 2024

Winter Academy 2024

Die Winterakademie bietet vier bis fünftätige Module an. Diese befassen sich mit aktuellen Fragen des Handels- und Investitionsrechts. Die Winterakademie 2024 findet vom 22. Januar bis 16. Februar 2024 statt und bietet die Gelegenheit, einzelne oder mehrere Wochenmodule zu besuchen. Im Angebot finden sich zum Beispiel Kurse zum WTO-Recht in ausgewählten Bereichen, wie «Grenzmassnahmen und Handelserleichterungen», «Antidumping- und Schutzmassnahmen», «Subventionen und Ausgleichsmassnahmen» und ein interdisziplinärer Kurs zu «Handel und Dienstleistungen». In praxisorientierten Vorträgen, Diskussionen und durch Fallstudien vermitteln renommierte Expertinnen und Experten, wie politische und wirtschaftliche Aspekte mit einer gründlichen rechtlichen Analyse verbunden werden können. Die WTI-Winterakademie richtet sich an Fachleute aus dem privaten und öffentlichen Sektor sowie an Hochschulstudierende.

Weitere Informationen zum Weiterbildungsangebot des WTI: www.wti.org

Zur Autorin

Neslihan Steiner ist Mitarbeiterin der Stabsstelle Kommunikation des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW.

Fotos

WTI / ZUW