Wo sich die Verwaltungselite der Schweiz weiterbildet

Das Kompetenzzentrum für Public Management der Universität Bern feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Seit knapp 15 Jahren ist Dr. Christine Reist Hofmann ein Teil davon. Als Studienleiterin der beiden Weiterbildungslehrgänge Executive MPA und CeMaP verrät sie, was das Weiterbildungsangebot so attraktiv macht für Fach- und Führungskräfte im öffentlichen Sektor. Zwei Weiterbildungsteilnehmende berichten ihrerseits von ihren Erfahrungen während dem Executive MPA.

Beitrag: Neslihan Steiner, 2022

Einzigartiges Angebot

Das Angebot am Kompetenzzentrum für Public Management ist schweizweit einzigartig. Seit seiner Gründung vor 20 Jahren deckt das KPM ein wichtiges Bedürfnis, das bis dahin noch nicht bedient wurde: Es betreibt interdisziplinäre Forschung im Bereich der Verwaltungswissenschaften und bietet renommierte Weiterbildungsstudiengänge an. Als interfakultäre Einheit, angesiedelt zwischen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern, sieht sich das KPM der Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen Recht, Ökonomie und Politikwissenschaft verpflichtet. Es bildet nicht nur aus und weiter, sondern erbringt neben der Forschung auch Dienstleistungen für die öffentliche Hand in Form von Beratungen, Gutachten und Evaluationen. Prof. Adrian Ritz ist heute geschäftsführender Direktor des KPM, das 55 Personen beschäftigt und bis heute rund 550 Personen aus- und weitergebildet hat.

Wenn es um Weiterbildungen für Führungskräfte in öffentlichen Verwaltungen und Institutionen geht, gehört das KPM inzwischen zur ersten Wahl. Zu seinen Aushängeschildern gehört neben dem CAS-Weiterbildungsstudiengang "Management und Politik öffentlicher Institutionen" (CeMaP) auch der Executive MPA. Letzterer ist ein berufsbegleitender MAS-Lehrgang auf dem Gebiet des Verwaltungsmanagements und der Führung von öffentlichen Institutionen sowie Non-Profit-Organisationen. Zwei sehr nachgefragte Weiterbildungsstudiengänge, wie Studienleiterin Dr. Christine Reist Hofman feststellt: «Vor der ersten Durchführung vor 20 Jahren wurde eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Wir haben festgestellt, dass sich öffentliche Organisationen genauso weiterentwickeln müssen wie die Privatwirtschaft hinsichtlich der Professionalisierung der Führungsarbeit. Doch das Weiterbildungsangebot dafür fehlte. Aktuell wird der zweijährige Executive MPA bereits zum 10. Mal durchgeführt».

Was das Weiterbildungsangebot des KPM auszeichnet, sind zum einen die wissenschaftlich hochqualifizierten Universitätsdozierenden und die ausgewählten Praxisreferierenden aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft mit reicher Erfahrung in Führungs- und Expertenfunktionen. Zum anderen ist der Executive MPA ein interdisziplinär gestaltetes Programm, was sich auch im breit gefächerten Teilnehmenden-Mix widerspiegelt. «Neben der durchdachten Modul-Zusammenstellung und profilierten Dozierenden macht es auch einfach Sinn, einen Weiterbildungsmaster in Public Administration in der Verwaltungshauptstadt und im politischen Zentrum der Schweiz zu absolvieren», wie Christine Reist Hofmann lächelnd anmerkt.
 

Zwei Teilnehmende erzählen, warum sie den Executive MPA gewählt und wie sie den Studiengang erlebt haben

Auch für Dominika Blonski und Angelo Lingg war der Executive MPA die erste Weiterbildungswahl. Sie sind beide Studierende im aktuellen Studiengang. Alle zwei Jahre beginnen zwischen 25-30 hochmotivierte Kaderleute diese Weiterbildung. Die Zielgruppe ist breit gehalten: Mitarbeitende aus dem öffentlichen Sektor oder damit verbundenen Organisationen, die eine Tätigkeit in einer höheren leitenden Position ausüben oder dafür vorgesehen sind und die über einen universitären Hochschulabschluss verfügen (Ausnahmen vorbehalten). Die Teilnehmenden werden befähigt, das vermittelte Wissen nach kurzer Zeit in der Praxis umzusetzen – ein entscheidender Schlüssel für den Karriereerfolg.

Dominika Blonski, Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich

Dominika Blonski, Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich

Angelo Lingg, Bereichsleiter und stellvertretender Abteilungschef beim Bundesamt für Polizei fedpol

Von Haus aus Juristin, hat Dominika Blonski an der Universität Fribourg studiert und an der Universität Bern doktoriert. Heute leitet sie die Datenschutz-Aufsichtsbehörde des Kantons Zürich und beaufsichtigt mit ihrem Team die Einhaltung des Datenschutzes in öffentlichen Institutionen: Von Spitälern und Schulen über Gemeinden bis hin zu Steuer- und Sozialämtern berät und kontrolliert Dominika Blonski als Datenschutzbeauftragte mit ihrem Team die Einhaltung dieses Grundrechts und informiert und sensibilisiert die Bevölkerung.

Eine herausfordernde Aufgabe hat auch Angelo Lingg. Als Bereichsleiter und stellvertretender Abteilungschef beim Bundesamt für Polizei stützt er sich in seinem beruflichen Alltag auf seinen Hintergrund als Wirtschaftsinformatiker und Kriminalist. Im Interview erzählen beide, warum sie sich genau für diese Weiterbildung entschieden haben, wie sie beruflich und persönlich davon profitieren, welche unerwarteten Berührungspunkte sich ergeben und welche Learnings sie mitnehmen.

Sie absolvieren zurzeit das Executive MPA an der Universität Bern. Warum haben Sie genau diesen Studiengang gewählt?

Angelo Lingg: «Ich bin seit einigen Jahren in einer leitenden Position tätig. Mit meinen absolvierten Studiengängen in Wirtschaftsinformatik und Kriminalistik war ich für mein berufliches Umfeld bildungstechnisch grundsätzlich gut aufgestellt. Mehr und mehr habe ich festgestellt, dass Führung ebenso eine Fachdisziplin ist, bei der mich entsprechende inhaltliche und methodische Grundlagen unterstützen können. Auf der Suche nach einer Führungsausbildung im Kontext der öffentlichen Verwaltung habe ich verschiedene Angebote unterschiedlicher Anbieterinnen geprüft. Jenes der Universität Bern hat mich am meisten überzeugt. Ein Programm am Puls der Zeit und ausgerichtet auf die öffentliche Verwaltung.»

Dominika Blonski: «Für mich waren zwei Kriterien wichtig: Zum einen wollte ich eine Weiterbildung absolvieren, die alle Themen und Bedürfnisse abdeckt, also sehr umfassend ist. Zum anderen wollte ich eine universitäre Weiterbildung machen. Da ich an der Universität Bern doktoriert und gearbeitet habe, fiel meine Wahl auf meine Alma Mater.»

Wurden Ihre Erwartungen bisher erfüllt?

Dominika Blonski: «Ja, absolut. Viele Themen werden gut abgedeckt: Vom politischen Teil zum Finanziellen, Strategiefragen, Führung und Leadership, Kommunikation…Manches wird nur angesprochen, aber wir bekommen sehr viele Denkanstösse und vertiefen auch einiges.»

Angelo Lingg: «Absolut ja. Ich gewinne mit dem Studiengang aktuelles und gleichzeitig interdisziplinäres Know-how im Kontext der Führung in der öffentlichen Verwaltung.»

Hat Sie etwas positiv überrascht? Was gefällt Ihnen am Executive MPA besonders?

Angelo Lingg: «Sehr positiv überrascht haben mich die behandelten Themen, die – so trocken sie manchmal klingen – absolut spannend sind. Sehr erfreulich ist auch der Zusammenhalt der Gruppe und das Netzwerk, das wir Studierenden daraus gewinnen und im Rahmen des Alumni-Programms aufrechterhalten können.»

Dominika Blonski: «Im positiven Sinne überraschte es mich, wie fundiert ein Thema behandelt wird. Dadurch, dass die Teilnehmenden aus ganz unterschiedlichen Kontexten kommen, sei es durch ihr Alter, ihre Erfahrung oder ihren Tätigkeitsbereich, sind die Gespräche sehr bereichernd und fruchtbar. Mir gefällt auch die Balance zwischen Theorie und Praxis sehr gut. Und aus praktischer Sicht sind die Blockwochen mit Pausen dazwischen gut planbar.»

Frau Blonski, Sie sind die Leiterin der Datenschutz-Aufsichtsbehörde des Kantons Zürich. Sie Herr Lingg, arbeiten als Bereichsleiter und stellvertretender Abteilungschef beim Bundesamt für Polizei. Welches Wissen vom Executive MPA können Sie spezifisch in Ihren jeweiligen Rollen anwenden?

Dominika Blonski: «Als Leiterin der Behörde profitiere ich wirklich von jedem Thema. Die Leistungsnachweise in jedem Modul können eine konkrete Fallanwendung sein. So habe ich beispielsweise für die Datenschutzbehörde Führungsleitsätze verschriftlicht oder das Kommunikationskonzept überarbeitet. Das Wissen kann direkt in den beruflichen Kontext transferiert werden.»

Angelo Lingg: «Da ich in einem Bereich arbeite, der sich regelmässig technischen, rechtlichen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen stellt, kann ich vom Wissen aus allen Modulen stark profitieren. Die Dozierenden vermitteln ihr Know-how auf eine Weise, die auch das Erkennen von modulübergreifenden Zusammenhängen ermöglicht und sich in den beruflichen Alltag optimal integrieren lässt. Das erlernte Know-how setze im beruflichen Alltag ein.»

Bringt Ihnen die Teilnahme am Executive MPA neben dem beruflichen auch persönlichen Nutzen?

Angelo Lingg: «Natürlich ja. Insbesondere für meine persönliche Weiterentwicklung sehe ich einen grossen Nutzen.»

Dominika Blonski: «Für mich sehe ich primär den beruflichen Nutzen, auch was berufliche Beziehungen betrifft. Weiterbildung ist aber auch eine persönliche Challenge: Man wächst über sich selbst hinaus.»

Welche Faktoren muss man beachten, damit die Weiterbildung neben einem anspruchsvollen Job und Privatleben erfolgreich absolviert werden kann?

Dominika Blonski: «Eine solche Weiterbildung ist mit grossem Aufwand verbunden und will gut überlegt sein. Persönlich braucht es viel Bereitschaft, Engagement und Durchhaltewillen. Unterstützung und Verständnis aus dem beruflichen und privaten Umfeld sind unabdingbar. Im Job eine gute Stellvertretung zu haben und im Privaten nachsichtige Menschen, die es verstehen, dass eine Weiterbildung auch Entbehrungen zeitlicher Natur bedeutet.»

Angelo Lingg: «Machbar ist fast alles. In meinem Fall sind die Rahmenbedingungen ideal. Beruflich gesehen habe ich eine sehr gute Unterstützung durch den Arbeitgeber, meinen Vorgesetzten und meinem direkten Stellvertreter sowie meinem ganzen Team. Privat kann ich auf die volle Unterstützung und das Verständnis meiner Familie und meiner Freunde zählen.

Zu guter Letzt: Was bedeutet Lebenslanges Lernen für Sie?

Angelo Lingg: «Lebenslanges Lernen bedeutet für mich Neues zu lernen, Dinge zu hinterfragen, am Puls der Zeit zu bleiben sowie Theorie, Praxis und Erfahrung im Gleichgewicht zu behalten und mich ständig weiterzuentwickeln.»

Dominika Blonski: «Ich bin der festen Überzeugung, dass man nie ausgelernt hat. Lernen geschieht aber auf vielen Ebenen, nicht nur aktiv in einer Weiterbildung oder in einem Kurs. Ich lerne jeden Tag etwas Neues, und das finde ich sehr wertvoll. Die Lerngelegenheiten im Alltag kann man bewusst wahrnehmen und wertschätzen, beispielsweise auch von älteren Personen und deren Lebenserfahrung. Generell ist es mir wichtig, offen und neugierig durchs Leben zu gehen.»

Nächster Start Executive MPA: September 2023

Mehr zum Executive MPA

Zum Beitrag im Uni-Aktuell, dem Online-Magazin der Universität Bern

20 Jahre Verwaltungsforschung in Bern

Vor 20 Jahren wurde das Kompetenzzentrum für Public Management gegründet. Prof. Adrian Ritz ist heute geschäftsführender Direktor und war von Anfang an dabei. Zusammen mit Dr. Caroline Schlaufer, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin, schauen beide für «uniaktuell» zurück und nach vorne.

Zur Autorin

Neslihan Steiner ist Mitarbeiterin der Stabsstelle Kommunikation des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW.