Studierende produzieren Lernvideos
Die Studierenden erhalten die Aufgabe, zu einem vorgegebenen oder selbst gewählten Thema ein Erklärvideo zu produzieren. Im optimalen Fall können die so produzierten Videos in Folgesemestern eingesetzt werden.
Grundlagen
Lehren durch Lernen
Wenn Sie Studierende Erklärvideos erstellen lassen, folgen Sie dem didaktischen Ansatz des «Lernen durch Lehren». Dieser besagt, dass Lernen dann besonders gut gelingt, wenn die zu erlernenden Inhalte einer anderen Person verständlich erklärt werden können. Die Erfahrung zeigt, dass eine Kombination dieses Ansatzes mit dem Medium Video zuverlässig dazu führt, dass Studierende sich aktiv, selbstständig und engagiert mit dem Thema auseinandersetzen. Die so entstandenen Produktionen können teilweise in folgenden Semestern oder anderen Veranstaltungen als Lernmaterial genutzt werden.
Ein solches Projekt wurde im Rahmen der Übung «Wozu Geschichte» umgesetzt:
Weitere Infos und Projekte finden Sie unter «Beispiele».
Thema selber wählen lassen
Zur Erhöhung der Motivation empfiehlt es sich, dass Studierende das zu erklärende Thema selber wählen oder aus einer vorgegebener Liste an Themen auswählen können. Da die Videoproduktion aufwändig sein kann, sollten Sie die Studierenden in Gruppen von zwei bis vier Personen arbeiten lassen. Dies ermöglicht zudem die gegenseitige Stimulierung durch Ideen, Anregungen und Rückmeldungen und fördert den kreativen Erstellungsprozess.
Erworbene Kompetenzen
Bei einem solchen Szenario erwerben die Studierenden verschiedene Kompetenzen, die weit über die Auseinandersetzung mit den Inhalten hinaus gehen. Machen Sie dies transparent, indem Sie entsprechende Lernergebnisse formulieren. Abhängig von der Aufgabenstellung können Studierende folgende Kompetenzen erwerben:
- Inhalte recherchieren, priorisieren, verdichten und visualisieren
- Lernziele formulieren
- Zeitmanagement optimieren
- sich als Gruppe auf eine Vorgehensweise einigen und Aufgaben sinnvoll verteilen
- eigenen Sprechstimme reflektieren und regulieren
- Urheberrechten und Datenschutz berücksichtigen
- mit einer Videobearbeitungssoftware arbeiten
Bewertung: Produkt und Prozess
Sollen die Studierenden eine Note erhalten, können Sie das Video als Produkt und/oder der Prozess der Erstellung bewerten. Letzteres kann auch über eine Peer-Evaluation geschehen, bei der sich Gruppenmitglieder gegenseitig z.B. bezüglich der Zusammenarbeit im Team beurteilen. Nutzen Sie bei der Bewertung ein Beurteilungsraster (Beispiel: Beurteilungsraster, PH Zürich) und kommunizieren Sie das verwendete Beurteilungsraster möglichst frühzeitig. So kommunizieren Sie Ihre Erwartungen und die Studierenden können sich bei der Videoerstellung daran orientieren.
Tipps & Tools
Aufgabenstellung: Möglichst konkret
Um die anspruchsvolle Phase des Projektstarts zu vereinfachen, sollte die Aufgabenstellung möglichst konkret sein und am besten schriftlich ausgeteilt werden. Halten Sie beispielsweise die Dauer des Videos (Empfehlung: nicht länger als 5-10 Minuten), die Zielgruppe, den ungefähren Ablauf der gesamten Produktion und das Abgabeformat fest. Zur Inspiration können Sie auch bereits existierende Videoproduktionen zu verwandten Themen zeigen. Achten Sie dabei darauf, dass Sie zwar gute Beispiele zeigen, die aber für die Studierenden im Bereich des Möglichen liegen. Also bitte keine professionellen Videos zeigen – oder wenn doch, dann entsprechend kommentieren.
Mit genügend Freiräumen
Um den kreativen Prozess und die Ideen der Studierenden nicht zu sehr einzuengen, sollten Sie punkto Machart keine zu strikten Vorgaben machen. Beispielsweise können Sie eine Produktionsform empfehlen und mittels Anleitungen und Vorlagen unterstützen (z.B. Slidecasts mit Camtasia). Möchten jedoch einzelne Gruppen anderweitige Techniken anwenden (z.B. Legetechnik oder Digitalanimation), sollten Sie diese darin nicht bremsen.
Produktion begleiten und unterstützen
Das Erstellen eines Erklärvideos ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Als Lehrperson können Sie Ihre Studierenden unterstützen, fokussiert bei der Arbeit zu bleiben, indem Sie die Aufgabe in mehrere Teilschritte mit Deadlines gliedern. Auf diese Deadlines können entweder Sie oder die Gruppen sich gegenseitig Rückmeldungen geben. Dies verhindert, dass eine Gruppe in eine ungünstige Richtung arbeitet oder zentrale Aspekte ausser Acht lässt.
Mögliche Teilschritte können sein:
- Zusammenfassung schreiben: Um die inhaltliche Korrektheit zu gewährleisten geben Sie als Lehrperson nach Möglichkeit hierauf eine Rückmeldung.
- Storyboard: Auf das Storyboard sollte besonders viel Wert gelegt werden, da bei einem Erklärvideo der Fokus auf einer guten Erklärung und nicht auf einer möglichst ansprechenden Visualisierung liegen sollte. Dazu wird auf Basis der erarbeitenden Zusammenfassung eine Dramaturgie verfasst und diese in ein Drehbuch gegossen. Hier können einfache A5 Karten oder auch Vorlagen genutzt werden (Beispielvorlage Drehbuch - DOCX, 40KB).
- Sprechtext: Der Sprechtext muss nicht ausformuliert werden. Ausformutlierte Aussagen sind jedoch häufig prägnanter. Das lebhafte und engagierte Vorlesen eines niedergeschriebenen Textes braucht aber einiges an Übung.
- Aufnahme des Videos: Häufig müssen Videos mehrmals aufgenommen werde, bis sie zufriedenstellend gelingen. Weisen Sie Ihre Studierende darauf hin, da dies frustrierend sein kann. Durch gute Planung kann hier reichlich Zeit gespart werden.
- Postproduktion: Hier kann neuerlich viel Zeit investiert und verloren werden. Empfehlen Sie hier eine pragmatische Vorgehensweise.
Beispiele
Erziehungswissenschaft
«Digitales Lehren und Lernen», Dr. Dr. Ann Krispenz
Die Bachelorveranstaltung mit ungefähr 150 Erziehungswissenschafts-Studierenden wird als Flipped Classroom umgesetzt. Wöchentliche Erklärvideos mit Arbeits- und Transferaufgaben sowie Präsenztermine alle zwei Wochen ergänzen sich gegenseitig. Als Leistungsnachweis haben die Studierenden in Einzelarbeit ein ca. fünfminütiges Lernvideo erstellt. Mehr zum Projekt und den gewonnenen Erfahrungen finden Sie hier:
Sportwissenschaft
«Reflektierte Sportpraxis», Dr. Christian Moesch & Dr. Lukas Magnuaguagno
Das Master-Seminar richtet sich an Studierende der Sportwissenschaft und bietet eine Einführung in die Erstellung multimedialer Dokumentationen. Die Teilnehmenden lernen, ihre zentralen Seminarerkenntnisse zu dokumentieren und diese auf ein gewähltes sportpraktisches Feld anzuwenden. Die Ergebnisse halten die Studierenden in Form eines Videos fest.
Geschichte
«Wozu Geschichte?», Prof. Dr. Christof Dejung
Die Übungs-Veranstaltung thematisiert geschichtstheoretische Ansätze und (praktische) Überlegungen zur Arbeit von Historiker*innen. Entstanden sind fünf Video-Tutorials, welche die Studierenden selber erstellt haben.