Dance Science: Viel mehr als nur Tanz
Am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern werden drei CAS angeboten, die zusammen zum Master of Advanced Studies (MAS) in Dance Science führen. Die drei spezialisierten CAS widmen sich jeweils unterschiedlichen Aspekten der Tanzwissenschaft. Diese Weiterbildungsangebote leisten einen massgeblichen Beitrag zum Transfer interdisziplinärer und anwendungsrelevanter Forschungsthemen in die Gesellschaft.
Beitrag: Neslihan Steiner, 2024
Die Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg wird immer wichtiger, gerade auch im Tanzbereich. Dr. Andrea Schärli hat diese Wichtigkeit und Notwendigkeit erkannt und am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern die Weiterbildungen im Bereich Dance Science angestossen und mitentwickelt. Seit 2015 ist die Nachfrage nach diesen Weiterbildungsstudiengängen ungebrochen, nicht zuletzt auch, weil der MAS in Dance Science der erste postgraduale Weiterbildungsstudiengang dieser Art in Kontinentaleuropa ist. Was zeichnet diese Weiterbildung aus? An wen richtet sich das Angebot und was haben die Teilnehmenden – und schliesslich auch die Gesellschaft – davon? Studienleiterin Andrea Schärli und zwei Weiterbildungsteilnehmerinnen geben Einblicke in diese renommierten Studiengänge.
Unser Weiterbildungsprogramm bereitet unsere Absolventinnen und Absolventen auf eine breite Palette von Karrieremöglichkeiten in der Tanzwelt vor.
Tanz bewegt Gesundheit und Gesellschaft
Der MAS in Dance Science zeichnet sich durch seine hohe Interdisziplinarität aus. «Dance Science ist eine Sportwissenschaft mit einem speziellen Fokus auf den Tanz», führt Schärli aus. Das Fach vereint Elemente aus der Bewegungs- und Trainingswissenschaft, Neurowissenschaft, Medizin, Pädagogik und Psychologie, was zu einem vielseitigen Bildungsansatz führt. Regelmässig zieht das Programm Mediziner und Physiotherapeuten an, die sich weiterqualifizieren möchten. «Unser Weiterbildungsprogramm bereitet unsere Absolventinnen und Absolventen auf eine breite Palette von Karrieremöglichkeiten in der Tanzwelt vor», erklärt Andrea Schärli, die Studienleiterin. Bei dieser Weiterbildung treffen sich aktuelle oder ehemalige Profitänzerinnen und -tänzer, Tanzpädagogen, Sportwissenschaftler und -lehrerinnen und manchmal auch pensionierte Neurowissenschaftlerinnen, die in neue Themenfelder eintauchen möchten.
Sabrina Jud, eine renommierte Tänzerin und Choreografin, die ebenfalls als Tanzdozentin tätig ist, teilt ihre Erfahrungen: «Der MAS Dance Science bot mir die Möglichkeit, mich intensiv mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Sportwissenschaft auseinanderzusetzen und diese gezielt auf die Tanzwelt anzuwenden. Dank dieser Weiterbildung konnte ich meine Tätigkeit als Tanzdozentin und Tänzerin erheblich verbessern und wissenschaftlich fundiert erweitern. Besonders beeindruckt hat mich die Vielfalt an interessanten und praxisrelevanten Themen, das hohe akademische Niveau, sowie die Expertise der Dozierenden. Die interessanten Begegnungen mit Menschen aus ganz Europa haben meine Erfahrung zusätzlich bereichert. Ich kann den MAS Dance Science wärmstens weiterempfehlen – er ist eine wertvolle Bereicherung für alle, die sich im Bereich Tanz wissenschaftlich und praktisch weiterentwickeln möchten.»
Von der Bühne zur Therapie: Neue Wege in der Gesundheitsförderung
Dance Science ist eine wissenschaftliche Disziplin, die das Potenzial hat, das Leben von Menschen zu verbessern. So wird in der Weiterbildung nicht zuletzt ein besonderes Augenmerk auf die Bedürfnisse von Senioren und Menschen mit Behinderungen gelegt. Durch die Kombination von neuesten Forschungserkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Sportwissenschaft ermöglicht der Studiengang Dance Science eine Optimierung der körperlichen Gesundheit und Steigerung der Lebensqualität dieser Zielgruppen. Dieser innovative Ansatz stellt einen wichtigen Schritt dar, um den Tanz als therapeutisches und präventives Werkzeug in der Gesundheitsversorgung zu etablieren und seine sozialen sowie kognitiven Vorteile zugänglich zu machen.
«Die Nachfrage nach Kursen, die speziell auf Senioren oder Menschen mit Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson zugeschnitten sind, ist enorm», berichtet Schärli. Projekte wie „Seniorstars“ in Bern oder „ParkiDance“ werden oft von Absolventinnen und Absolventen geleitet, die ihre Fachkenntnisse praktisch anwenden. Viele der ehemaligen Weiterbildungsteilnehmenden leiten eigene Tanzschulen oder entwickeln spezialisierte Fitnessprogramme für Tänzerinnen und Tänzer. Andere wiederum bringen ihre Expertise in Seniorenprojekte ein oder begleiten wissenschaftlich Tanzkompanien. Einige Absolventen verfolgen akademische Laufbahnen und tragen so zur weiteren Entwicklung des Feldes bei. Zu den beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten äussert sich die aktuelle Weiterbildungsteilnehmerin Janice Micallef Bajada aus Malta wie folgt: «Der MAS in Dance Science hat mir eine aussergewöhnliche Gelegenheit geboten, meine Leidenschaft für Tanz und Wissenschaft zu integrieren und ein umfassendes Verständnis für deren Zusammenspiel zu erlangen. Die hervorragende Betreuung durch die Dozierenden hat mich befähigt, die ersten Tanzkurse für Senioren in Malta zu initiieren und meine Spezialisierung auf Tanzbewegungen für Menschen mit der Parkinson-Krankheit zu erweitern. Ich empfehle dieses Programm von ganzem Herzen wegen seiner tiefgreifenden pädagogischen Wirkung und der neuen beruflichen Möglichkeiten, die es bietet.»
Technologische Fortschritte und inhaltliche Weiterentwicklung
Die Weiterbildungsstudiengänge haben sich in den knapp zehn Jahren ihres Bestehens weiterentwickelt – nicht zuletzt auch durch die Pandemie und die Tatsache, dass die Teilnehmenden und Dozierenden aus der ganzen Welt stammen. «Die meisten unserer Teilnehmenden kommen aus dem Ausland für diese Weiterbildung: Von Kolumbien über Malta bis nach Japan haben wir aktuell eine bunt gemischte Kohorte», so Andrea Schärli. Für die Intensivwoche zu Beginn der Weiterbildung kommen alle nach Bern und verfolgen den Rest der Weiterbildung oftmals remote. Dafür wurde ein Sport- und Bewegungsraum zu einem vollhybriden Lehr- und Lernraum weiterentwickelt. Hier werden nicht nur die modernen Seminarsettings genutzt, sondern auch innovative Technologien eingesetzt: «Wir nutzen Technologien wie Motion Capture und Kraftmessplatten, um die Forschung voranzutreiben und unsere Lehrinhalte zu bereichern», erklärt Andrea Schärli.
Angesichts dieses grossen Forschungsschatzes und Know-hows plant das Institut, die Reichweite von Dance Science weiter zu vergrössern und das Programm noch stärker in nationalen und internationalen Gesundheitsstrategien zu verankern. «Unsere Vision ist es, Dance Science an Orte zu bringen, die mit dieser wissenschaftlichen Disziplin noch nicht vertraut sind, und eine weltweite Gemeinschaft von Forschenden zu schaffen», schliesst Schärli.
Die Dance Science Weiterbildungen im Überblick
CAS Dance Science: Health & Performance
Dieser CAS konzentriert sich auf die medizinischen, anatomischen, physiologischen und neurowissenschaftlichen Aspekte des Tanzes. Die Weiterbildung zielt darauf ab, das Verständnis für die körperlichen Anforderungen und gesundheitlichen Herausforderungen von Tänzerinnen und Tänzern zu vertiefen und Wege aufzuzeigen, wie ihre Leistungsfähigkeit und Gesundheit durch wissenschaftlich fundierte Methoden optimiert werden können.
Nächstes Startdatum: 14.07.2025
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CAS Dance Science: Motor Learning & Training
Geprägt von den Forschungen Andrea Schärli's, beinhaltet dieser CAS Inhouse-Vorlesungen, die sich auf das motorische Lernen und das Training speziell für Senioren konzentrieren. Es legt den Grundstein für praktische Anwendungen im Bereich des Tanztrainings und fördert ein tieferes Verständnis der spezifischen Trainingsbedürfnisse – von Kindern über Menschen mit Behinderungen bis hin zu Amateur- und Berufstänzerinnen und -tänzern.
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CAS Dance Science: Psychology & Education
Dieser CAS fokussiert sich auf psychologische Aspekte wie Motivation, Perfektionismus und Imagery sowie gesundheitliche Themen. Ein besonderes Augenmerk wird auf pädagogische Ansätze gelegt, die auf die Bedürfnisse diverser Gruppen wie Menschen mit Behinderungen, Senioren und Kinder zugeschnitten sind. Der Kurs bietet Werkzeuge, um die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Tänzerinnen und Tänzern zu unterstützen und ein inklusives Lehrumfeld zu fördern.
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Fragen und Antworten – SRF Wissens-Chat zum Thema «Tanzen»
Wie kann ich als Alleinstehende(r) mit Tanzen beginnen? Lohnt es sich selbst im Alter noch, das Tanzen zu erlernen, um das Gehirn zu trainieren? Diese und weitere Fragen beantwortete Andrea Schärli mit weiteren Expertinnen im «Puls» Chat.
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Zur Autorin
Neslihan Steiner ist Verantwortliche Print- und Onlinepublikationen und Social Media in der Stabsstelle Kommunikation des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW.